Badische Zeitung 29. April 2010
"Wieso dampft denn hier nichts?"
Jens Reichel von der "IG Dreiseenbahn" stellt Projekt vor / Über finanzielle Beteiligung entscheidet heute der Gemeinderat.
GRAFENHAUSEN. Von der Idee des Projektes "Museumsbahn im Hochschwarzwald", das vom Vorsitzenden der IG Dreiseenbahn, Jens Reichelt, in letzter Ratssitzung vorgestellt wurde, zeigte sich das Ratsgremium grundsätzlich nicht abgeneigt. Über das Konzept und insbesondere eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde Grafenhausen soll am heutigen Donnerstag im Rahmen der öffnentlichen Gemeinderatssitzung beraten und entschieden werden.
Seine Begeisterung für das Projekt, wonach zu bestimmten Zeiten im Hochschwarzwald wieder die gute, alte Eisenbahn unter Dampf fahren soll, war deutlich zu spüren und wirkte geradezu ansteckend. Jens Reichelt, Vorsitzender der IG Dreiseenbahn, legte bei der Präsentation im Gemeinderat viel Idealismus an den Tag und war voller Hoffnung, dass es mit dem Projekt "Museumsbahn im Hochschwarzwald" weitergeht. "Wir reden momentan über 9500 Euro", zeigte er sich optimistisch, dass dieser Betrag, der als Anschub-Finanzierung gedacht und auf zwei Jahre verteilt (4000 Euro in 2010 und 5500 Euro in 2011) zu zahlen wäre, für die Gemeinde Grafenhausen zumutbar ist. Im Wesentlichen und zusammengefasst geht es darum: Die IG Dreiseenbahn hat sich zum Ziel gesetzt, den ehemaligen Abstell- und Güterbahnhof Seebrugg zu reaktivieren und von dort aus einen musealen Bahnbetrieb aufzubauen, wie er in den 1950er Jahren stattgefunden hat. Wie Jens Reichelt im Rahmen seiner Präsentation dem Ratsgremium in Grafenhausen mitteilte, konnte am Bahnhof Seebrugg ein Teil der Gleisanlagen bereits übernommen und dieses Gelände gepachtet werden. Er selbst outete sich als absoluter Eisenbahnfreak, der sowohl die Ausbildung zum Heizer und Zugführer als auch zum Lokführer absolviert hat. Und seit er vor fünf Jahren in die Nähe von Freiburg gezogen war, ließ ihn die Frage "Wieso dampft denn hier nichts?" nicht mehr los. Derweil legt er großen Wert auf Authentizität: "Wir wollen mit Fahrzeugen fahren, die hier früher tatsächlich gefahren sind", berichtete Reichelt, dass die Dreiseenbahn-Strecke 1960 elektrifiziert und die Dampfloks ausgemustert wurden. Anhand gezeigter Bilder erinnerte er an früher, als noch blaue Touropa-Sonderzüge die Feriengäste in den Hochschwarzwald brachten und die Schaffner Uniformen trugen, die der Dienstkleiderordnung von 1951 entsprachen. "Die Eilzugwagen sind der Knackpunkt", erklärte Reichelt zum Finanzierungskonzept, das 43 670 Euro zunächst für den Kauf von Eilzugwagen vorsieht. Bei den Wagen aus den Jahren 1930/1940 handelt es sich um Originale, die sich in einem "äußerst" guten Zustand befinden. Gemäß dem vorgelegten Zeit- und Finanzierungsplan brennt diese Maßnahme quasi "unter den Nägeln", weil die Eilzugwagen vor dem ersten Einsatz noch "aufbereitet" werden müssen. Dringend sanierungsbedürftig seien auch die Gleisanlagen in Seebrugg. Hier waren Vereinsmitglieder bereits im letzten Jahr tätig und haben Bäume und Büsche entfernt. "Das Projekt Museumsbahn im Hochschwarzwald ist für die gesamte Region interessant", betonte Reichelt abschließend.
Bürgermeister Erich Kiefer begrüßte grundsätzlich die ehrgeizige Initiative. Als nicht so ganz einfach bezeichnete er allerdings die finanzielle Beteiligung insbesondere in diesem Jahr, weil im Haushalt keine Mittel eingestellt wurden. In der am heutigen Donnerstag stattfindenden Ratssitzung wird das Gremium über eine Beteiligung an dem Projekt und bei einer Zustimmung über die Höhe der finanziellen Zuschüsse entscheiden. Die öffentliche Sitzung beginnt im Rathaus Grafenhausen um 19 Uhr. |
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