Pressebericht

Badische Zeitung vom Donnerstag, 26. Juni 2008 

Gute alte Dampflokzeit
IG Dreiseenbahn plant ein Museum und Fahrten mit historischen Zügen / Start im August


Von unserem Redakteur Sebastian Barthmes

HOCHSCHWARZWALD. Das Schnauben beginnt langsam und wird immer schneller. Dampf steigt auf und hüllt den Bahnsteig ein: Nach 48 Jahren wird sich in Seebrugg wieder ein Zug mit grünen Waggons und einer Dampflok der Baureihe 64 in Bewegung setzen. Die Bahngeschichte auf der Nebenstrecke zwischen Titisee und Seebrugg wird wieder lebendig. Der neu gegründete Verein Interessengemeinschaft Dreiseenbahn will ein Museum verwirklichen und im Hochschwarzwald Museumseisenbahnfahrten anbieten.

Die bislang 25 Mitglieder kommen überwiegend aus dem Hochschwarzwald, dem Freiburger Raum und aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis.

Seit der Interregio nicht mehr bis nach Seebrugg fährt, liegen die Bahnanlagen dort brach. In diesem Jahr droht ihnen sogar der Abriss — wenn sich die IG Dreiseenbahn nicht mit der Deutschen Bahn einig wird. Denn die Bahnfreunde wollen die Anlagen, die gleich nach dem Bahnhof Seebrugg beginnen, übernehmen und sie zu ihrem Zentrum ausbauen, sagt der Vereinsvorsitzende Jens Reichelt. Erste Fahrten zwischen Seebrugg und Hinterzarten sowie Titisee und Löffingen mit einem historischen Zug am 9./10. August sollen für das Projekt werben und gleichzeitig die Auftaktveranstaltung des eigenen Angebots sein — vorfinanziert von den zehn Hochschwarzwaldgemeinden, refinanziert über den Fahrkartenverkauf.

Angefangen habe alles damit, dass einige Herren bei ihm vorstellig geworden seien, erinnert sich Schluchsees Bürgermeister Manfred Merstetter. Er sei von der Idee und dem Fachwissen der Besucher begeistert gewesen, ebenso später seine neun Amtskollegen, und weil der praktische Versuch die beste Überzeugungsleistung erbringen würde, hätten sich die Gemeinden zur Vorfinanzierung entschlossen. Damit nicht in letzter Minute noch etwas kaputtgemacht wird, wurde ein Baustopp in Seebrugg verhängt, sagt Reichelt erfreut. Jetzt könne mit der Bahn, mit der er gut zusammen arbeite, in Ruhe verhandelt werden.

Den Anfang macht die IG Dreiseenbahn mit einem geliehenen Zug aus Crailsheim, denn noch hat der Verein weder eigenes Gelände noch einen eigenen Fuhrpark. Das ganze Projekt soll schrittweise aufgebaut werden, erzählt Reichelt. Zunächst müssten die Verhandlungen mit der Bahn über das Gelände in Seebrugg abgeschlossen werden. Dann soll ein Lokschuppen in Titisee ab- und in Seebrugg wieder aufgebaut werden und dort als Werkstatt dienen. Derzeit werde mit der Stadt Titisee-Neustadt als Eigentümerin des Lokschuppens verhandelt.

Ist alles geklärt, können die Eisenbahnfreunde loslegen. Über ihre Internetseite suchen sie schon einmal das notwendige Werkzeug, um beispielsweise morsche Schwellen austauschen zu können. Und Mitstreiter werden gesucht: Er selbst verfüge zwar über 16 Jahre Erfahrung, sagt der 31 Jahre alte Schreiner und Betriebswirt. Ein Mitglied ist Gleisbauer, ein anderes Betriebsleiter einer Privatbahn. Willkommen seien aber nicht nur Fachleute, sondern alle, die Interesse haben. Und damit dann auch der Betrieb auf dem DB-Netz gut funktioniere, werden neue Mitglieder professionell ausgebildet.

Einige Ideen habe der Verein schon, verraten möchte Reichelt bisher aber nur so viel: Es soll ein museales Konzept entwickelt und die Originalsubstanz erhalten werden. Der Eisenbahnverkehr der 50er Jahre soll im Mittelpunkt stehen, denn das seien wichtige Jahre gewesen. Und einzigartig im Hochschwarzwald seien eine Gleiswaage und ein Lademaß. Der Verein will also nicht nur Museumszüge auf die Schiene schicken, sondern auch die Eisenbahntechnik zur Schau stellen. Einen eigenen Fuhrpark werde sich der Verein aber erst anschaffen, wenn die Infrastruktur gesichert oder aufgebaut ist. Der Markt der historischen Waggons und Lokomotiven werde ständig beobachtet. Kaufen wolle man Fahrzeuge der Typen, die auf der Höllentalbahn und der Dreiseenbahn tatsächlich eingesetzt waren. Finanzieren will die IG Dreiseenbahn die Arbeiten und Käufe mithilfe von Sponsoren und vieler Fahrgäste. Für die Sanierung der Gleisanlagen erhofft sich Reichelt Geld aus dem Leader-Programm — Gespräche seien schon geführt worden.